Schematherapie
Die Schematherapie ist eine innovative Weiterentwicklung der Verhaltenstherapie, die in einer klaren und systematischen Weise verschiedene Therapierichtungen integriert:
Kognitive Verhaltenstherapie, Gestalttherapie, Transaktionsanalyse, Psychodrama, die tiefenpsychologische Theorie, Bindungstheorie, Hypnotherapie und auch die aktuellen Erkenntnisse der Neurobiologie.
Diese Methode wurde von Jeffrey E. Young in den 90er Jahren entwickelt, um hartnäckige und dysfunktionale „Lebensfallen“ zu verändern. Eine „Lebensfalle“ ist z.B. das anhaltende Gefühl von Minderwertigkeit, die Überzeugung nicht liebenswert zu sein oder das allgegenwärtige Gefühl, sich im Leben immer sehr anstrengen zu müssen. Lebensfallen sind dadurch gekennzeichnet, dass auch gegenteilige Erfahrungen (andere Menschen versichern uns, uns zu lieben; unsere Leistungen sind gut) nicht in der Lage sind, unsere Überzeugung zu verändern. Das „nagende“ Gefühl bleibt…
Derartige Strukturen haben wir durch ungünstige Erfahrungen in der Kindheit gelernt und diese bestimmen, durch welche „Brille“ wir uns, andere Menschen und die Welt betrachten. Sie bestimmen unsere Gefühle und wie wir uns entscheiden zu handeln. Haben wir dysfunktionale Muster entwickelt, so haben diese einen entscheidenden Einfluss auf unsere Lebensqualität und auf unsere Beziehungen zu nahe stehenden Menschen.
„Lebensfallen“ bezeichnet Young auch als Schemata. Sie wurden durch Erfahrungen in unserem Gehirn in Form von neuronalen Schaltkreisen regelrecht „eingebrannt“ und sind in der Lage, wie ein Autopilot unser Denken, Fühlen und Handeln zu bestimmen.
Anders ausgedrückt funktionieren „Lebensfallen“ wie eine Lichterkette im Weihnachtsbaum: Situationen (z.B. eine Auseinandersetzung mit dem Partner) lösen wie ein Schalter das Brennen der Lämpchen aus, und wir lassen uns von unseren Grundüberzeugungen automatisch leiten.
So einen „Zustand“ bezeichnet man auch als Modus , z.B. „der wütende Peter“ oder „die traurige Luisa“. Schemata und Modi entstehen, wenn in der Kindheit dauerhaft oder wiederholt Grundbedürfnisse des Kindes (z.B. nach Anerkennung, Wertschätzung) nicht beachtet oder verletzt wurden.
Die therapeutische Arbeit besteht in einem ersten Schritt darin, dass sich Menschen ihrer eigenen Schemata und Modi bewusst werden. Denn erst dann sind sie in der Lage, aus den automatisierten Mechanismen auszusteigen. Durch die weitere Arbeit werden auch die dahinter stehenden unbefriedigten und verletzten Bedürfnisse herausgearbeitet und Menschen lernen auf eine funktionale erwachsene Art, ihre Bedürfnisse zu befriedigen.
Dazu werden verschiedene Therapietechniken eingesetzt:
Schemata basieren auf bestimmten, zunächst unbewussten Gefühlen. Diese werden durch emotionsaktivierende Strategien (z.B. durch Imaginations-, Stuhl- und Modiarbeit) bewusst gemacht und Menschen sind wieder in der Lage, die dahinter stehenden Grundbedürfnisse zu spüren.
Kognitive Techniken kommen zum Einsatz, um eine klarere Sicht der Dinge zu bekommen, einen „klaren Kopf“ behalten zu können. Dies hilft, Situationen realistischer und nicht mehr nur durch die Brille der dysfunktionalen Überzeugungen (z.B. „Ich bin es nicht wert, geliebt zu werden“) zu sehen.
Verhaltenstherapeutische Methoden (z.B. Verhaltensexperimente, Rollenspiele) helfen dann, die Umsetzung von Erkenntnissen in konkretes Handeln im Alltag zu ermöglichen.
Das Einüben aller therapeutischen Strategien sorgt dafür, dass neues Denken, Handeln und Fühlen im Alltag immer selbstverständlicher wird.
Sehr wichtig dafür ist die therapeutische Beziehung . Der Therapeut bietet eine warmherzige Unterstützung und ist ganz authentisch -als Mensch- präsent.
Die Wirksamkeit von Schematherapie ist durch verschiedene Studien belegt worden. Ist die Schematherapie eingebettet in eine verhaltenstherapeutische Behandlung für diagnostizierte psychische Störungen, werden die Kosten in der Regel von der Krankenkasse übernommen.